Eine neue Generation von Alpenhotels
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Eine neue Generation von Alpenhotels

Alpen-Chic und Industrie-Charme: Die Revier Mountain Lodge in Lenzerheide

Die Revier Mountain Lodges in Lenzerheide und Adelboden gelten noch als Nischenprodukt. Aber die Macher haben ambitionierte Pläne

Rechts und links die Wand, an der Stirnseite ein deckenhohes Fenster: In Lenzerheide sieht man vom grossen Doppelbett auf den Heidsee und den Piz Scalottas, in Adelboden hinüber zum trutzigen Lohner und den Engstligenfällen. Ob der berauschenden Aussicht spielt es eine untergeordnete Rolle, dass die Smart Cabin, wie dieser Zimmertyp neudeutsch heisst, eher spartanisch eingerichtet ist: offener Wandschrank, Fernseher, eine Nasszelle mit Dusche, Brünneli und WC, aber ohne Zahngläser.

«Solche aus Plastik würden einen Müllberg verursachen, aber richtige Gläser müssten aufwendig gereinigt werden», begründet Daniel Renggli den Verzicht. Der Zürcher ist Chef der Revier Hospitality Group AG. Sie betreibt die Revier Mountain Lodges Lenzerheide und Adelboden.

Das Konzept steht für eine neue Art von Ferienhotellerie, verbunden mit dem Anspruch, dem Gast nur noch zu bieten, was er wirklich braucht. «Man kommt nicht wegen des Hotels zu uns, sondern um die Aktivitäten rundherum zu geniessen», betont Renggli.

Die Preise sind für Schweizer Verhältnisse moderat. Der Gast bezahlt im Basispaket nur das Zimmer, bucht nach Wunsch dazu Frühstück, Parkplatz, frühes Check-in, spätes Check-out oder den Zuschlag für eine Unterkunft in der aussichtsreichsten Etage. In den Schweizer Revier-Betrieben gibt es weder Wellnessanlage, Indoorpool noch Fitnessraum oder Kaminzimmer. Wert legt man hingegen auf eine originelle Gastronomie: Das mediterran geprägte Essen kommt von einem spanischen Holzkohlengrill, Fleischspezialitäten, aber auch Vegetarisches.

Der langgezogene Revier-Bau bei der Talstation der Rothornbahn gewinnt keinen Architekturpreis. Die Lodges verströmen aber eine gelungene Mischung aus Alpen-Chic und Industrie-Charme. «Ein Nischenprodukt, das eine neue Generation von Gästen in den Bergen anspricht», erklärt Renggli. Die Erfahrung zeigt, dass nicht nur junge, urbane Wintersportler und Biker den Weg ins Revier finden, sondern auch Familien und vor allem in Adelboden ein älteres Publikum.

Im Dezember 2017 startete der Betrieb in Lenzerheide, im Juni dieses Jahres jener in Adelboden. Für den bevorstehenden Corona-Winter mag Renggli keine Prognose abgeben, die Buchungen würden sehr kurzfristig eintreffen, sagt er. Fakt aber ist: Revier hat sich als eigenständige, designorientierte Marke etabliert, geliebt von den Influenzern, die vorzugsweise Bilder von der Aussicht auf Heidsee und Lohner posten.

Das Haus in Lenzerheide kam schon nach zwei Betriebsjahren in die schwarzen Zahlen. «In Adelboden ist der Weg zum Erfolg länger», sagt Daniel Renggli. «Das hat auch mit der Destination zu tun, die vom Angebot her noch nicht so weit ist wie die Lenzerheide.»

Die Revier Mountain Lodges gehören einem grossen Immobilien-Entwickler in St. Gallen, zusammen mit der Priva Alpine Lodge, einer üppig ausgestatteten Ferienwohnungsanlage mit Hoteldienstleistungen in Lenzerheide. Demnächst eröffnet Revier ein Lifestyle-Hotel in der Business Bay von Dubai, in einem Jahr folgt das erste Opening in Österreich, in St. Gallenkirch im Montafon. «Dort planen wir Wellness, Fitness und reichlich Seminarräume», sagt
Daniel Renggli.

«Während wir in Adelboden und Lenzerheide vor allem von Schweizern mit kurzen Aufenthalten leben, fokussieren wir uns in Vorarlberg auf den internationalen Markt.» Deutsche und Holländer bleiben schon wegen der aufwendigeren Anreise länger und brauchen entsprechend mehr Infrastruktur im Haus. Weitere Reviere in Tirol und im Salzburgerland sollen folgen, frühestens 2024 eröffnet ein Revier in Neuhausen am Rheinfall. Ein Hotel mit toller Aussicht auf Europas grössten Wasserfall und drei Zielgruppen: Businessleute, Touristen und Langzeitaufenthalter. «Bis 2025 soll unser Portfolio zwölf Hotels umfassen», legt Renggli den
ambitionierten Businessplan offen.

Die Abläufe in den beiden bereits bestehenden Alpenherbergen sind so rationalisiert, dass Lenzerheide (228 Betten) mit 16 und Adelboden (188 Betten) mit 10 Mitarbeitenden auskommt. «Bei uns muss ein Mitarbeiter im Service auch am Empfang einspringen können, und die Chefin hilft schon mal bei der Zimmerreinigung.»

Wer online im Revier gebucht hat, kriegt am Ankunftstag Zimmernummer und Zugangscode aufs Handy gespielt. Eine Schlüsselkarte fehlt, der Gast tippt den Code am Zahlenblock ein; die Zimmertür öffnet sich. «Damit die Ankunft nicht ganz so anonym wird, begrüssen unsere Leute die neuen Gäste», sagt Daniel Renggli. «Hinter den Kulissen läuft bei uns alles automatisiert, an der Front zählt aber der Mensch.»

Das ist ein Zitat der Seite von www.derbund.ch

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